Mittwoch, 15. Oktober 2025

C53 - wie wäre es mit etwas neuem?

Moin, zusammen

nachdem bei RC-Network und in der Zeitschrift Modellwerft die Class530 - oder kurz C53 - vorgestellt wurde, will ich mit meiner „Pink-Serie“ hier im Blog nicht hinter dem Berg halten. Ich schrieb es ja schon irgendwo, Ausgangspunkt war einmal, die „bessere MM“ zu entwickeln, und eine gerade abgeschlossene Rekonstruktion des Illbruck-Risses. Die Rekonstruktion des Illbruck-Spantmodells war insofern kniffelig, weil sich das Boot durch drei Gleitflächen in der hinteren Boothälfte auszeichnet und die Bordwände mittschiffs deutlich beschnitten sind, um die Bootsbreite aus das damals beim VOR vorgeschriebene Limit zu beschränken. Die Idee mit den 3 Gleitflächen fanden Kuddel und ich gut und wir haben unabhängig voneinander einen Riss entwickelt, auf den ein MM-Rigg passen sollte und unter den MM-Anhänge für ein vernünftiges Segelverhalten sorgen sollte.

  

Der erste Entwurf, noch sehr Illbruck-like

Quelle: Chevalier Taglang: VOLVO OCEAN RACE - YACHT DRAWINGS - DESIGN EVOLUTION - 2001-2002, 2005-2006 & 2011-2012

Mit der Verdrängung orientierte ich mich ebenfalls an der MM und peilte 800-850g ready-to-sail an. Der erste Entwurf war noch sehr vom Aussehen der Illbruck geprägt. Sah ja ganz nett aus, aber versprach noch keine überzeugenden Segeleigenschaften. Die Kenngrößen, die ein Modellsegelboot erfüllen sollte, sind ja von Claudio Diolaiti in seinem Buch gut zusammengestellt worden, passten noch nicht wirklich. Also wurden die Linien so „verbogen“, dass die Parameter, insbesondere die Druckpunkte, in den grünen Bereich kamen. Bei der Gelegenheit bekam das Boot auch einen senkrechten Steven und einen anderen, größeren Aufbau. Die Pink 1 („the pink 1“) war geboren.

Nun ja, eine Fehlgeburt war es nicht, aber auch kein voller Erfolg. Bei Wind war es ganz ok. Sie lief gut und manövrierte auch vernünftig, aber bei wenig Wind war sie eine Katastrophe. Leegierig ohne Ende war sie unter Flautenbedingungen nicht durch den Wind zu bringen.

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"the pink 1" - vom Entwurf zum Modell

Was war passiert? Mit der Meinung, das lässt sich wegtrimmen, hatte ich einen Parameter, den ich nicht in den grünen Bereich hatte bringen können, ignoriert. Das MM-Rigg, das auf den Rumpf sollte, ließ sich nicht weit genug nach vorn stellen, und der sog. Lead, das ist der Abstand zwischen Lateral- und Segeldruckpunkt, war zu klein. Verschlimmert wurde dieser Designfehler durch ein kräftiges Übergewicht, das den Lateraldruckpunkt zusätzlich noch ein wenig nach vorn verschob.

Damit war ein Redesign des Rumpfes nötig – oder aber als schnelle Lösung ein neues, größeres Ruderblatt. Mit dem neuen Ruderblatt ist die benetzte Fläche zwar deutlich größer als beabsichtigt, aber die „the pink 1“ segelt damit gut und ausgewogen. Irgendwo ist nur noch etwas viel Reibung im Schotsystem – aber das bekomme ich auch noch in den Griff.

„Redesign“ des Rumpfes war das Stichwort. Um den Lateraldruckpunkt auch mit dem kleinen Ruderblatt ein Stückchen nach hinten zu bekommen, musste der Verdrängungsschwerpunkt etwas nach hinten rutschen. Dazu verschob ich die tiefste Stelle der Rockerlinie etwas nach achtern. Der Bugbereich wird dadurch flacher, der Heckbereich etwas fülliger. Außerdem musste der Schwerpunkt der Wasserlinienfläche auch etwas nach hinten. Dank des parametrischen Designs in FreeCAD besorgte den Rest der Computer. Nach einigen durchgerechneten Beispielen legte ich mich auf einen Entwurf fest. Das Bild zeigt die im Computer übereinander gelegten Rumpfmodelle von „the pink 1“ (magenta) und „Pinky2“ (blau).

 


Beim Vorbereiten der Druckdateien konnte ich gleich einige Kinderkrankheiten des ersten Entwurfs beseitigen. Der Aufbau wurde umgestaltet. An der ersten Version verhakte sich die Schot gerne an der hinteren Ecke. Der Rumpf der ersten Version war zu schwer und musste leichter werden. Inzwischen hatte ich von Gerd Mentges (gm-Yachts) einen Hinweis auf das Hochtemperatur-Light-Weight- Filament von ColorFabb erhalten. Das kombiniert das einfache Drucken von PLA mit der Schaumtechnologie bei einer deutlich erhöhten Temperaturstabilität.

Das Gewicht der „Pinky 2“ konnte ich damit auf unter 800g drücken.


Die ersten Tests zeigten, dass die Theorie stimmt. Mit dem korrigierten Lead segelte die „Pinky 2“ so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Mit den veränderten Rumpflinien passte jetzt auch das kleine Ruder. Zusammen mit der geringeren Verdrängung ist die benetzte Oberfläche deutlich kleiner und das Boot springt hervorragend ab. Bei stärkerem Wind wirkt das Boot etwas rank. Man spürt aber deutlich den Stabilitätszuwachs, wenn sich das Boot auf die seitlichen Gleitflächen legt. Bei richtigem Trimm verträgt die „Pinky 2“ einiges an Wind. Bei Trimmfehlern kann sie aber sehr zickig werden. Bei ausreichendem Wind konnte ich lange Surfs und sogar echte Gleitfahrten beobachten. Das GPS an Bord zeigte schon Geschwindigkeiten bis 7km/h an, was mehr als der doppelten Rumpfgeschwindigkeit entspricht.


Inzwischen ist die Entwicklung eines Druckbaukastens weitgehend abgeschlossen. Ich beabsichtige, bei Interesse die STL-Dateien gegen einen Unkostenbeitrag zur Verfügung zu stellen, sobald die letzten Optimierungen abgeschlossen sind.


Der Bau des Modells erfolgte komplett im 3D Druck mit LW-PLA-HT Filament von colorfabb


Die Entwicklung:
hintere Reihe von rechts nach links: MM classic - the pink 1 - Pinkey 2
Vorn rechts die "Illbruck-like", vorn links: die Optimierung geht weiter - No.3


Freitag, 26. September 2025

Class530 - ein Boot entsteht virtuell

 Moin,

ich habe gerade bei YouTube ein Video hochgeladen, das zeigt, wie ein 3d-gedrucktes Boot virtuell entsteht. Das gezeigte Modell ist die "the pink 1", die ich in der MW 10/25 vorgestellt habe. Das Video wird ab 27-09-25, 0:00 Uhr zu sehen sein.

Stay tuned ...

Donnerstag, 11. September 2025

 Hallo, zusammen,

jetzt ist es soweit. In diesen Tagen erscheint das Oktoberheft der Zeitschrift MW. In dieser Ausgabe beschreibe ich die Grundidee der Class530 (kurz C53) und die Entwicklung des ersten Prototyps, der sich bereits wacker geschlagen hat. Da es sich um die aktuelle Ausgabe handelt kann ich hier als Teaser nur das Titelbild posten. Ich denke, das macht aber trotzdem Appetit auf mehr.


Spannend wird es das erste Mal in der nächsten Woche, wenn die drei Prototypen von Andreas "Kuddel" Kudella (aka Blaubaer), Klaus Bartholomä (aka Piperfreund) und mir das erste Mal aufeinander treffen.

Einzelheiten zu meinem aktuellen Boot und zu den Klassenvorschriften erscheinen dann im Novemberheft.

Wie heißt das so schön auf Norddeutsch? Kiek mol wedder in ...

Bis denne
Achim 


Sonntag, 10. August 2025

C53 - eine neue Konstruktionsklasse?

Hallo, zusammen,

jetzt hat doch alles wieder viel länger gedauert als geplant, aber nun deutet sich (hoffentlich) "Großes" an.

Kuddel (aka Blaubär) und ich haben uns etwas ausgeknobelt, mit dem wir hoffen, die Bastler- und Tüftlerszene im Norden und Osten der Republik wiederzubeleben. Leider hat ja hierzulande die Übernahme der RG65 durch die DKVRCS zu einem völligen Zusammenbruch der Szene geführt. Was also tun? Die RG wird immer strenger reglementiert und geht aus meiner Perspektive den Weg der IOM. M-Boote sind zu teuer und 10er zu groß für viele Modellwerften. Selbst die MM hat viel Schwung verloren und ist auch stark in Richtung Einheitsklasse gedriftet. Was fehlt, ist eine kleine, weitgehend offene Konstruktionsklasse, die auch unkonventionelle Lösungen zulässt. 

Angefangen hat alles mit der Frage: "Kann man eine MM besser machen?" Herausgekommen ist eine extrem einfache Klassenvorschrift, die auch Platz für eine MM bietet. Die ersten Boote sind einsatzbereit. Ich habe zwei Prototypen fertig, die sich schon gut in MM-Feldern behauptet haben. Kuddels Prototyp ist kurz vor der Fertigstellung, und gerade heute hat Klaus Bartholomä von b-boats, der mit in die Entwicklung eingestiegen ist, erstmals seinen Prototypen gezeigt.

Die Entwicklungsgeschichte meiner Interpretation der Class530 (oder kurz C53) wird in den nächsten beiden Heften der ModellWerft im Detail vorgestellt. 

Neuigkeiten zum Thema werde ich hier an dieser Stelle und bei rc-network posten. Für heute sollen diese Vorabinfos und das Klassenzeichen erst einmal reichen.





Samstag, 26. Oktober 2024

Restart

 Hallo, liebe RC-Segelgemeinde, 

ich hoffe, ihr habt mich noch nicht ganz vergessen. Bedingt durch einige private Umstände und durch das Gezerre rund um die RG65-Klasse ist bei mir der Blog und meine Homepage in den letzten Jahren arg in's Hintertreffen geraten. Aber jetzt soll es mit neuem Fokus wieder losgehen. Die RG65 wird, nach dem die Szene in meinem Umfeld völlig zusammmengebrochen ist, nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Dafür wird es verstärkt um konstruktive Belange und eher experimentelle RC-Segelei gehen und es werden auch Beiträge aus ganz anderen Ecken der Modellbauerei auftauchen. Ich habe schon einige spannende Beiträge in der Pipeline.  

Bis es soweit ist, bitte ich aber noch um einige Tage Geduld. Schaut einfach ab und zu mal vorbei.

Bis demnächst

Euer Achim

Mittwoch, 6. Oktober 2021

RG65-Stingray - Vom Linienriss zur "Artist's Impression"

 oder: Es muss nicht immer FreeCAD sein

In FreeCAD habe ich mich jetzt halbwegs eingefummelt. Die ersten Rümpfe sind teils in Kombination mit DelftSHIP teils komplett in FreeCAD entstanden. Den Stingray-Baukasten habe ich ebenfalls in FreeCAD entwickelt. Dass es aber auch anders geht, hat mein Freund Kuddel gezeigt. Er hatte sich parallel zu meinen FreeCAD Bemühungen um Blender gekümmert. Blender und FreeCAD haben sich zusammen mit DelftSHIP als super Kombination erwiesen. Die Entwicklung des Stingray-Baukastens hat mich jetzt dazu veranlasst, mich auch mit Blender zu befassen. Das macht eine durchgängige Linie vom einfachen Linienriss bis zur fotorealistischen Simulation möglich. Ich habe das am Beispiel der Stingray einmal durchgespielt.

Es begann alles mit einem Linienriss von Andy, erstellt in FreeSHIP, den ich nach DelftSHIP übernommen habe.

In der "P-Sails-Version" ist nur die Optik angepasst. Die Bugsektion hat eine leichte Wave-Piercer Form erhalten. Das ist alles noch in DelftSHIP passiert.

Die Baukastenentwicklung erfolgte dann komplett in FreeCAD. Das Bild zeigt das Ergebnis: Die komplett durchkonstruierte Stingray mit Anhängen und (C-)Rigg (C, damit das Bild in der Vertikalen nicht zu groß wird). Wie man sieht, kann FreeCAD schon ganz nette Bildchen erstellen. Mit Blender lässt sich aber noch ein's draufsetzen. Man kann zum einen virtuell die Passgenauigkeit der in FreeCAD erstellten STL-Dateien überprüfen, man kann aber auch fotorealistische Simulationen erstellen.

 

Das digitale Modell auf dem Bild ist Stück für Stück aus den Einzelteilen des Stingray-Baukastens zusammengesetzt. Den Rest liefern Blender (Wasser und Beleuchtung) und ein Foto für den Himmel.

... auch eine Form des Modellbaus ...


Dienstag, 21. September 2021

2 neue RGs hatten Stapellauf: Nr.2 - RG-65 Stingray

 Hallo,

ich bin Euch ja noch die Info über die zweite neue RG schuldig...

Als treue  Leser meines Blogs habt ihr sicher die Reihe "FreeCAD lernen" mitverfolgt - kein Tutorial, sondern eher ein Leidensweg. Alles drehte sich dabei um die Entwicklung eines CAD-Modells einer neuen RG65. Die Linien stammen wieder von Andy Hoffmann, die Ausarbeitung im CAD lag diesmal in meiner Hand.