Samstag, 20. Februar 2016

Justierhilfe - oder wie kommt das Gewicht unter's Boot? (Teil 1)



Hallo,
schon lange hatte ich vor, diesen Beitrag zu schreiben, aber immer dachte ich, ich mache das Teil erst einmal mal ganz fertig. Jetzt ist mir das egal. Heute gibt es Teil 1 und den Rest gibt es irgendwann später ...

Das elende  Gefummel mit irgendwelchen provisorischen Gestellen für die Ausrichtung von Kielblei, Finne und Rumpf zueinander hatte mich schon immer gestört. Es geistern zwar immer wieder mal Beschreibungen von mehr oder weniger eleganten Justierhilfen durch die Gegend, mich hatte aber bisher keine wirklich vom Hocker gerissen. Das lag aber nicht zuletzt auch mit am Platzbedarf. Nachdem unser Sohn vor einer Weile ausgezogen war, war endlich Platz für eine größere Werkstatt und zumindest dieses Argument zog nicht mehr. Als ich dabei war, meine letzte No.3 aufzubauen, sollte also parallel dazu endlich auch meine eigene Justierhilfe entstehen.

Bei Manfred Prothmann hatte ich mal eine Version gesehen, die mich bisher am weitesten überzeugt hatte. Der hatte seinerzeit eine Idee von Harry Keller aufgegriffen und weiter entwickelt. Das war für mich die Grundlage, auf der ich meine eigene Konstruktion entwickelte. Dabei entspricht der hier beschriebene erste Teil - die Justierhilfe für das Kielblei weitgehend dem, was ich bei Manfred gesehen habe, die Urversion von Harry müssten man eigentlich noch irgendwo in den Tiefen des RG65 Forums finden können.

Ein RG 65 Kiel in der Justierhilfe. Die Vorderkante der Finne ist mit einem Kreuzlinienlaser senkrecht ausgerichtet. Der Anstellwinkel des Bleis ist durch die Justierhilfe mit 2 Grad vorgegeben. Stimmt die Position des Kielbleis, braucht nur noch die ausgefräste Nut mit Harz vergossen werden.


Auf eine beschichteten Spanplatte habe ich zunächst Alu-U-Profile aufgeschraubt: drei Profile parallel zueinander und im rechten Winkel zur Mittelachse der Platte zum Einklemmen und Justieren der Finne, ein viertes Profil (unten) mit 2 Grad Anstellwinkel für das Blei.

Ihr werdet nun fragen, warum drei Profile für Finne? Ich segle auch MM. Die unteren beiden Schienen können einen MM Kiel aufnehmen, für größere Boote nehme ich statt der mittleren die oberste Schiene.

Soweit so gut, aber mit den U-Schienen allein kann man weder Kiel noch Blei halten. Nun gibt es aber im Standard-Baumarktprogramm glücklicherweise U-Profile, die exakt ineinander passen. Das kleinere Profil kam hier als Schiene auf die Platte, Abschnitte vom größeren Profil werden jetzt umgedreht auf die Schienen aufgesetzt. Damit hat man eine saubere Führung. Zum Justieren erhalten diese verschiebbaren Abschnitte Langlöcher, die festen Schienen jeweils mehrere Gewindebohrungen. Mit Flügelschrauben kann man jetzt die kurzen Abschnitte in jeder benötigten Position festklemmen.

Aber, das hält immer noch weder Kiel noch Blei in Position. Beide müssen vorn und hinten zentriert und gehalten werden. Dazu werden aus 8-10mm Rundalu Abschnitte auf der Drehbank mit einer zentrierten Gewindebohrung versehen, mit der sie sich an den verschiebbaren U-Profilen festschrauben lassen. Außerdem wird am anderen Ende eine schmale Nut eingestochen, gerade so groß, dass das Kielprofil davon ohne zu klappern gehalten werden kann. Macht man das sorgfältig und maßhaltig, kann die Finne mit vier solchen Halterungen in jeder benötigte Stellung (vertikal, oder etwas nach vorn bzw. nach hinten gekippt) parallel zur Grundplatte festgeklemmt werden.

Die feine V-Nut reicht aus, um die Finne zu fixieren

Für das Blei braucht es etwas mehr Aufwand. Hier die Aufnahme für die Nase und die Verdrehsicherung in Form eines VA Rundstabes. Justiert und geklemmt werden alle Halterungen mit Langlöchern und Flügelschrauben.

Zur Klemmung des Bleigewichts ist etwas mehr Aufwand erforderlich. Vorn ist eine ausgedrehte Kunststoffkappe in das Rundalu geschraubt, in der die Nase gelagert wird, hinten reicht eine Bohrung, durch die der Schwanz passt. Damit sich die beiden Aufnahmen nicht gegeneinander verdrehen können, gibt es außerdem einen Führungsstab, der vorn in das Alu-Rundmaterial eingeschraubt wird. Hinten reicht wieder eine Bohrung, in der der Führungsstab spielfrei verschoben werden kann.

Soweit können das alle anderen Justierhilfen auch. Ich habe aber eigentlich mehr vor.

Dazu habe ich eine stabile Grundplatte mit einer kleinen Wasserwaage und mit drei verstellbaren Möbelfüßen (IKEA Reste aus der Wühlkiste)  versehen. Mit den drei Füßen, die man von oben mit Hilfe eines kleinen Inbus-Schlüssels verstellen kann, lässt sich die Platte exakt waagerecht auf der Werkbank ausrichten. Die (vorläufig) fertige Justierhilfe habe ich dann mit Hilfe von Winkeln senkrecht auf die Grundplatte geschraubt, so dass bei ausgerichteter Grundplatte der Kiel wirklich senkrecht steht und die Nase des Bleis 2 Grad nach oben zeigt. So kann man immerhin mit einem Kreuzlinienlaser schon einmal überprüfen, ob Kiel und Wasserlinie wirklich im Winkel zueinenader stimmen.


Eine No.3 in der Justierhilfe. Es fehlen eigentlich nur noch die Auflagen für den Rumpf und das gute Stück wäre wirklich fertig. Vorn rechts erkennt man übrigens die zweiachsige Libelle zum genauen Ausrichten, darunter einen der verstellbaren Möbelfüße
Ein Blick auf die Rückseite: Stabile Winkel halten die Justierhilfe in der Vertikalen. Auch das lässt sich dank Flügelschrauben leicht demontieren - im Prinzip. Eine fehlt hier und ist durch eine normale Schraube ersetzt - ich hatte nicht genug Flügelschrauben am Lager ...
Was jetzt noch fehlt, ist eine verstellbare Auflage für den Rumpf. Dann kann man das Ding auch gleich für die Montage des Kielkastens verwenden - das war eigentlich der Sinn der Übung, bleibt aber jetzt Teil 2 verbehalten.

Fortsetzung folgt ... irgendwann ... und vielleicht gibt es dann auch noch eine Zeichnung

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