Moin, zusammen
nachdem bei RC-Network und in der Zeitschrift Modellwerft die Class530 - oder kurz C53 - vorgestellt wurde, will ich mit meiner „Pink-Serie“ hier im Blog nicht hinter dem Berg halten. Ich
schrieb es ja schon irgendwo, Ausgangspunkt war einmal, die „bessere MM“ zu
entwickeln, und eine gerade abgeschlossene Rekonstruktion des Illbruck-Risses.
Die Rekonstruktion des Illbruck-Spantmodells war insofern kniffelig, weil sich
das Boot durch drei Gleitflächen in der hinteren Boothälfte auszeichnet und die
Bordwände mittschiffs deutlich beschnitten sind, um die Bootsbreite aus das
damals beim VOR vorgeschriebene Limit zu beschränken. Die Idee mit den 3
Gleitflächen fanden Kuddel und ich gut und wir haben unabhängig voneinander
einen Riss entwickelt, auf den ein MM-Rigg passen sollte und unter den
MM-Anhänge für ein vernünftiges Segelverhalten sorgen sollte.
Der erste Entwurf, noch sehr Illbruck-like
Mit der Verdrängung orientierte
ich mich ebenfalls an der MM und peilte 800-850g ready-to-sail an. Der erste
Entwurf war noch sehr vom Aussehen der Illbruck geprägt. Sah ja ganz nett aus,
aber versprach noch keine überzeugenden Segeleigenschaften. Die Kenngrößen, die
ein Modellsegelboot erfüllen sollte, sind ja von Claudio Diolaiti in seinem
Buch gut zusammengestellt worden, passten noch nicht wirklich. Also wurden die
Linien so „verbogen“, dass die Parameter, insbesondere die Druckpunkte, in den
grünen Bereich kamen. Bei der Gelegenheit bekam das Boot auch einen senkrechten
Steven und einen anderen, größeren Aufbau. Die Pink 1 („the pink 1“) war
geboren.
Nun ja, eine Fehlgeburt war es nicht, aber auch kein voller
Erfolg. Bei Wind war es ganz ok. Sie lief gut und manövrierte auch vernünftig,
aber bei wenig Wind war sie eine Katastrophe. Leegierig ohne Ende war sie unter
Flautenbedingungen nicht durch den Wind zu bringen.
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"the pink 1" - vom Entwurf zum Modell
Was war passiert? Mit der Meinung, das lässt sich
wegtrimmen, hatte ich einen Parameter, den ich nicht in den grünen Bereich
hatte bringen können, ignoriert. Das MM-Rigg, das auf den Rumpf sollte, ließ
sich nicht weit genug nach vorn stellen, und der sog. Lead, das ist der Abstand
zwischen Lateral- und Segeldruckpunkt, war zu klein. Verschlimmert wurde dieser
Designfehler durch ein kräftiges Übergewicht, das den Lateraldruckpunkt
zusätzlich noch ein wenig nach vorn verschob.
Damit war ein Redesign des Rumpfes nötig – oder aber als schnelle Lösung ein neues, größeres Ruderblatt. Mit dem neuen Ruderblatt ist die benetzte Fläche zwar deutlich größer als beabsichtigt, aber die „the pink 1“ segelt damit gut und ausgewogen. Irgendwo ist nur noch etwas viel Reibung im Schotsystem – aber das bekomme ich auch noch in den Griff.
„Redesign“ des Rumpfes war das Stichwort. Um den
Lateraldruckpunkt auch mit dem kleinen Ruderblatt ein Stückchen nach hinten zu
bekommen, musste der Verdrängungsschwerpunkt etwas nach hinten rutschen. Dazu
verschob ich die tiefste Stelle der Rockerlinie etwas nach achtern. Der
Bugbereich wird dadurch flacher, der Heckbereich etwas fülliger. Außerdem
musste der Schwerpunkt der Wasserlinienfläche auch etwas nach hinten. Dank des
parametrischen Designs in FreeCAD besorgte den Rest der Computer. Nach einigen
durchgerechneten Beispielen legte ich mich auf einen Entwurf fest. Das Bild
zeigt die im Computer übereinander gelegten Rumpfmodelle von „the pink 1“
(magenta) und „Pinky2“ (blau).
Beim Vorbereiten der Druckdateien konnte ich gleich einige
Kinderkrankheiten des ersten Entwurfs beseitigen. Der Aufbau wurde umgestaltet.
An der ersten Version verhakte sich die Schot gerne an der hinteren Ecke. Der
Rumpf der ersten Version war zu schwer und musste leichter werden. Inzwischen
hatte ich von Gerd Mentges (gm-Yachts) einen Hinweis auf das
Hochtemperatur-Light-Weight- Filament von ColorFabb erhalten. Das kombiniert
das einfache Drucken von PLA mit der Schaumtechnologie bei einer deutlich erhöhten
Temperaturstabilität.
Das Gewicht der „Pinky 2“ konnte ich damit auf unter 800g drücken.
Die ersten Tests zeigten, dass die Theorie stimmt. Mit dem korrigierten Lead segelte die „Pinky 2“ so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Mit den veränderten Rumpflinien passte jetzt auch das kleine Ruder. Zusammen mit der geringeren Verdrängung ist die benetzte Oberfläche deutlich kleiner und das Boot springt hervorragend ab. Bei stärkerem Wind wirkt das Boot etwas rank. Man spürt aber deutlich den Stabilitätszuwachs, wenn sich das Boot auf die seitlichen Gleitflächen legt. Bei richtigem Trimm verträgt die „Pinky 2“ einiges an Wind. Bei Trimmfehlern kann sie aber sehr zickig werden. Bei ausreichendem Wind konnte ich lange Surfs und sogar echte Gleitfahrten beobachten. Das GPS an Bord zeigte schon Geschwindigkeiten bis 7km/h an, was mehr als der doppelten Rumpfgeschwindigkeit entspricht.
Inzwischen ist die Entwicklung eines Druckbaukastens
weitgehend abgeschlossen. Ich beabsichtige, bei Interesse die STL-Dateien gegen einen
Unkostenbeitrag zur Verfügung zu stellen, sobald die letzten Optimierungen
abgeschlossen sind.
hintere Reihe von rechts nach links: MM classic - the pink 1 - Pinkey 2