Sonntag, 28. April 2019

Printed Matter - Intermezzo


Hallo,
heute geht es mal nicht um meine eigenen Boote, sondern um einen ersten Erfahrungsbericht aus meinem Umfeld zum direkten Vergleich gedruckter und konventioneller Boote bei RG und MM.

 Klassischer Bootsbau gegen 3D-Druck - wer wird am Ende die Nase vorn haben?

RG65

Gestern war RG65 Regatta in Leipzig. Großes Feld (18 Starter), tolle Veranstaltung - Danke Jens.
Darüber will ich aber eigentlich gar nicht berichten. Es war nur die erste Regatta, in der ich eine gedruckte RG65 erlebten durfte. Andy H. aus dem Bayerischen Wald war mit seiner brandneuen Manta EVO am Start, die fast komplett aus dem 3D-Drucker kam.



Der Rumpf ist in PLA im Vasenmodus und etwa 0,6mm Wandstärke gedruckt. Ruder, Swingbaum und diverse Beschläge sind ebenfalls aus PLA entstanden. Der Bugfender ist aus TPU gedruckt. Nur Kiel, Mast und Swingbaum sind aus Kohlefaser.



Das Boot ist sauber gedruckt, auch wenn es noch eine leichte Wellenstruktur (z-Wobbling) in der Oberfläche gibt. Die ist aber nur leicht übergeschliffen und weder gespachtelt noch lackiert. Respekt!

 

Auch Teile des Riggs sind gedruckt. 

Die neue Manta läuft richtig gut. Andy hat unter schwierigen Bedingungen - von Totenflaute bis Purzelbaumschlagen war alles dabei - beim ersten Test des neuen Bootes auf Anhieb einen guten 3. Platz ersegelt. Herzlichen Glückwunsch.

MicroMagic

Aber es tut sich noch mehr an der Druckerfront. Kuddel aus Berlin war auch nicht untätig und hat eine MicroMagic für den 3D-Druck nachkonstruiert. Während Andy's RG im Rahmen der Möglichkeiten des 3D-Drucks bereits für den Wettbewerbseinsatz gedacht ist, hat Kuddel eher auf Stabilität geachtet und einen kleinen Panzerkreuzer gebaut. Der Rumpf besteht aus zwei Perimetern a 0,4mm und hat zusätzlich noch einige Rahmenspanten. Allerdings, auch eine originale MM ist kein Leichtgewicht, so dass Kuddel's Boot sich mit gut 800g bei 400g Blei gewichtsmäßig perfekt in die Riege der normalen MMs einfügt.


Kuddel hat sein Boot - wenn ich mich richtig erinnere - ebenfalls komplett in PLA gedruckt. Auch er hat noch leichte Probleme mit dem z-Wobbling. Es ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht ganz einfach, das mit den billigen Chinadruckern 100%ig in den Griff zu bekommen, denn spätestens beim Anschleifen der Oberfläche wird da gnadenlos jedes 1/100 als Streifenmuster sichtbar. Auch dieses Boot ist weder gespachtelt noch lackiert.


Auch die Kielflosse ist gedruckt. Ein eingelegter Messingstab reicht beim dem kurzen Stummelchen der MM für die Stabilität aus. Bemerkenswert ist übrigens das Blei. Es sitzt zwar etwas arg weit vorn, bringt aber durch seine Form den Schwerpunkt ein paar Millimeter tiefer als bei der sonst typischen Tropfenform.



 

Es war an dem Tag zwar wenig Wind, aber die gedruckte GER712 brauchte sich hinter meiner MiniMum (MM Classic GER253) nicht zu verstecken. Herzlichen Glückwunsch an Kuddel zum gelungenen Boot! Jetzt muss sich nur noch zeigen, ob sich die Klasse für Alternativen zu den herkömmlichen Graupnerbooten öffnet.

Fazit

Die 3D Drucktechnik hat ja bereits seit einer Weile Einzug in das Modellsegeln gehalten. In den Kleinbootsklassen (RG65 und MM) kann man damit durchaus konkurrenzfähige und stabile Boote bauen. Auch bei größeren Klassen wird bereits experimentiert. Große Sorge ist ja immer die Stabilität der Rümpfe. Andy's RG hat in Leipzig aber mehrere Rempler und einen Überschlag ohne Schaden zu nehmen weggesteckt. 
Da drängt sich zum Abschluss dann doch die Fage auf: Wozu in aller Welt hat die IRSA versucht, speziell für den 3D Druck eine noch kleinere Klasse, die Nano-Klasse ins Leben zu rufen. Die Erfahrung zeigt inzwischen, dass zumindest in der Größe unter 1m Drucktechnik in den bestehenden durchaus konkurrenzfähig ist. Man braucht eine 50cm Nano-Klasse also nicht ... 
Ich denke, der Ruf der IRSA ist ja auch weitgehend ungehört verhallt.

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